Der TMM-Bolide „Black Mamba“ auf der Rennstrecke

(Bildquelle: TMM)

Zuwachs im Living Lab

Datum: 28.08.2024 Text: Michael Walther

Die Mitarbeiter des CSMRT Max Schlosser (links) und Michael Walther (rechts) zusammen mit den TMM-Mitgliedern Robin Erler (mitte, hinter dem Fahrzeug) und Christoph Große (mitte, im Fahrzeug) posieren mit dem Chassis der „Black Mamba“.

(Bildquelle: TMM)

Die Black Mamba auf dem TT Circuit Assen (Niederlande).

(Bildquelle: TMM)

Das von Professor Matthias Vodel im Jahr 2019 ins Leben gerufene “Living Lab: Motion Simulation & Softwareentwicklung” bietet seither Studierenden, Lehrenden als auch Interessenten außerhalb der Hochschule Mittweida die Möglichkeit, hochkarätige Rennfahrzeuge in einer besonders hochauflösenden und detailgetreuen Simulation zu erleben. Die im “Living Lab” entwickelten Fahrsimulatoren zeigen gleichzeitig auf, dass die an der Hochschule angebotenen MINT-Studiengänge (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) in der Praxis deutlich enger zusammenarbeiten, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Auf diese Art und Weise gelang es schon häufiger, junge Menschen für die genannten Studienrichtungen zu begeistern.

Um solche ausgereiften Simulatoren zu entwickeln, wie sie heute im “Living Lab” zu sehen sind, war es ein weiter Weg. Beim Betreten des Labors ist die Historie der über die Jahre konstruierten Simulatoren klar erkennbar. Angefangen mit Simulatoren, die über lediglich zwei Linearmotoren das Fahrerfeedback vermitteln, bis hin zu Hardware, die mit einer leistungsfähigen Vier-Stempelanlage ausgestattet ist und nahezu in Echtzeit das Fahrverhalten wiedergeben kann. Weiterhin verfügen die neusten Evolutionsstufen der Fahrsimulatoren über Gurtstraffer-Module und einer Lenkapparatur, die bis zu 25 Nm Force-Feedback leisten kann. Die Sitzplattform kann außerdem in Längs- und Querrichtung frei bewegt werden, um ein Über- und Untersteuern des Fahrzeuges nachzubilden (Traction-Loss-Plattform). Aber auch die aus einem realen Rennfahrzeug stammenden Recaro-Rennsitze lassen den Nutzer schnell vergessen, dass es sich hierbei „nur“ um eine Simulation handelt.

Die bestehende Simulatorsammlung verfügt derzeit ausschließlich über Modelle, mit denen ein Tourenwagen (GT3/ GT4 – Fahrzeuge) nachgebildet werden kann. Um dieses Spektrum zu erweitern, stellt nun das Formula Student-Team der Hochschule Mittweida, Technikum Mittweida Motorsport (TMM), Herrn Professor Vodel den selbst gebauten Rennboliden aus der vorherigen Saison exklusive der elektrischen Komponenten zur Verfügung. Dieser wurde aufbereitet, sodass die entsprechenden Hardwarekomponenten, die extra für Formelrennwagen entwickelt wurden, angeschlossen werden können.

Das TMM ist ein Projekt der Fakultät INW und wird von Prof. Dr.-Ing. Frank Weidermann und Prof. Dr.-Ing. Lutz Rauchfuß geleitet. Auf den Spuren des ehemaligen Ingenieurs und Mittweidaer Studenten August Horch konstruieren in diesem Team seit 2006 Studentinnen und Studenten aller Fakultäten und Studiengänge Rennwagen für die Formula Student. Dies ist ein internationaler Ingenieurswettbewerb, in dessen Rahmen motorsportbegeisterte Studierende in Eigenarbeit einen einsitzigen Rennwagen konstruieren und fertigen. Der entwickelte Rennbolide muss dabei  auf entsprechenden Events nicht nur in dynamischen Disziplinen bestehen, sondern auch in verschiedenen statischen Disziplinen abseits der mechanischen Umsetzung punkten.

Nach zahlreichen Verbrenner-Modellen konzentriert sich das TMM seit 2016 auf die Entwicklung von elektrischen Rennfahrzeugen. Der nun dem Living Lab teilweise übergebene Rennbolide, die Black Mamba, wurde im Jahre 2021 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Das knapp drei Meter lange und mit allen Komponenten 256 Kilogramm schwere Fahrzeug wurde von einem 68 Kilowatt starken Motor mit bis zu 80 Newtonmeter angetrieben. Weitere Highlights waren und sind dabei der selbst entwickelte 412 Volt Lithium-Ion Hochvolt-Akku und die Verkleidung aus Flachsfaser, welche im vorherigen Rennfahrzeug für ihre Umweltfreundlichkeit ausgezeichnet wurde. Nach verschiedenen Herausforderungen über die Corona-Zeit gilt die letztjährige Teilnahme der Black Mamba bei der Formula Student Germany auf dem Hockenheimring und bei der Formula Student Netherlands in Assen als interner Neuanfang des Motorsportteams. Aktuell befindet sich das TMM in der Endphase der Fertigstellung des nun dritten Elektro-Rennwagens, mit dem im Jahre 2025 an weiteren Formula Student-Rennevents teilgenommen werden soll.

Diese Erweiterung des “Living Labs” dient nicht nur dazu, Motorsportinteressierten die Möglichkeit zu geben, einmal in einem solchen Boliden Platz zu nehmen, sondern unterstützt gleichermaßen das derzeitig unter Professor Vodel laufende Projekt „Telemetriedatenbasierte ML-Datenanalyse & Konfigurationsmanagement im Bereich Automotive Simulation“. In diesem Projekt geht es maßgeblich darum, Fahrzeugdaten aus dem Rennsport, dem zivilen Straßenverkehr und auch mit Simulationen zu sammeln und mithilfe KI-gestützter Prozesse zu analysieren und auszuwerten. Zugleich soll der neue Simulator seitens des TMMs zum besseren Training ihrer Rennfahrer eingesetzt werden.

Weitere Informationen zum TMM finden Sie unter: https://www.tm-motorsport.net/

Hier finden Sie die offizielle Forschungsnews-Mitteilung der Hochschule Mittweida: https://www.forschung.hs-mittweida.de/news/aktuell/8384/